Krebsfrei statt dreimonatiger Lebenserwartung – Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen von ASC Oncology haben mit Hilfe des Reverse Clinical Engineerings® das Ärzteteam einer Patientin mit schwer behandelbarer Krebserkrankung auf die richtige Fährte gebracht. Basierend auf den Testergebnissen, bekam die Patientin eine für ihre Krebserkrankung zunächst untypische Behandlung, welche sich später aber durch klinische Befunde bestätigte und so erfolgreich verlief, dass die Patientin heute tumorfrei lebt. Der Fallbericht zeigt, wie das Testverfahren als Teil der funktionellen Präzisionsonkologie die Patientenversorgung entscheidend verbessern kann.
Das publizierte Fallbeispiel handelt von einer 53-jährigen Patientin, bei der Krebs mit unbekanntem Primärtumor, auch CUP-Syndrom genannt (CUP = Cancer of Unknown Primary), festgestellt wurde. Diese Krebserkrankung zeichnet sich dadurch aus, dass Betroffene Metastasen aufweisen, aber der Ausgangstumor (Primärtumor) auch nach eingehender Untersuchung nicht gefunden werden kann. CUP-Erkrankungen sind selten (rund 10.000 Fälle pro Jahr in Deutschland) und die Betroffenen haben eine schlechte Prognose. Das liegt unter anderem daran, dass eine Krebsbehandlung auf den Ursprungstumor abgestimmt wird, welcher bei einem CUP-Syndrom jedoch unbekannt ist. Im Falle der Patientin lagen zudem keine weiteren Merkmale vor, welche für eine bestimmte bzw. zielgerichtete Therapie gesprochen hätten, was die Therapiewahl für das Ärzteteam weiter erschwerte.
Deshalb wurden Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen von ASC Oncology hinzugezogen, die im Labor 3D-Tumormodelle aus einer Metastase der Patientin generierten und diese anschließend mit verschiedenen Medikamenten behandelten. Das Ziel war es vor Therapiebeginn herauszufinden, welche der Medikamente die Krebszellen der Patientin wirksam bekämpfen können und welche nicht. Der Test zeigte, dass die Zellen auf Doxorubicin ansprechen, ein
bekanntes und zugelassenes Chemotherapeutikum, welches bei einem CUP in der Regel aber nicht verwendet wird. Vielmehr noch deuteten die Testergebnisse auf einen Brustkrebs als Ursprungstumor hin, was in darauffolgenden Untersuchungen als Triple-negativer Brustkrebs bestätigt werden konnte.
Der Tumor der Patientin zeigte eine partielle Remission unter der Chemotherapie mit Doxorubicin sowie weiteren Medikamenten, was bedeutet, dass die Tumorherde messbar kleiner wurden. Eine anschließende Strahlentherapie führte schließlich zur kompletten Remission, also zum vollständigen Verschwinden des Tumors. Nach einer anfänglichen Prognose von etwa 3 Monaten Überlebenszeit ist die Patientin nun seit etwa 1,5 Jahren krebsfrei und hat wieder in ihren Alltag zurückgefunden.
Diese erfolgreiche Patientengeschichte ist nur ein Beispiel von vielen. „Die von uns publizierten Daten stimmen mit Daten zahlreicher ko-klinischer Studien überein. Diese zeigen, dass patientenabgeleitete Tumormodelle eine effektive Methode sind, um die individuelle Wirksamkeit von Medikamenten zur Planung und Durchführung einer personalisierten Krebstherapie erfolgreich vorherzusagen“, erläutert Dr. Christian Regenbrecht, CEO von ASC Oncology und Entwickler des Testverfahrens. „Seit gut fünf Jahren wird das Reverse Clinical Engineering genutzt und gewinnt zunehmend an Bedeutung in der klinischen Praxis für die personalisierte Behandlung von Karzinomen und Sarkomen“, ergänzt Dr. Larissa Ruhe, Erstautorin des Fallberichts und Leiterin der Clinical Liaison Management Abteilung von ASC Oncology.
Dieser Fall verdeutlicht das immense Potenzial, das innovative Methoden wie das Reverse Clinical Engineering® für eine verbesserte Versorgung von Krebspatienten besitzt.
Zum Fallbericht:
Ruhe L, Heibl S, Czompo M, Haybaeck J, Loskutov J, Regenbrecht MJ, Thaler J, Wedeken L, Regenbrecht CRA. Functional precision medicine successfully guides therapeutic regimen of ‘cancer of unknown primary’ later classified as triple-negative breast cancer: a case report. Case Rep Oncol. Case Rep Oncol (2024) 17 (1): 490–496. doi: 10.1159/000538137
